Sorgloser Umgang mit innovativen Compliance-Produkten

Sorgloser Umgang mit innovativen Compliance-Produkten – eine unterschätzte Gefahr

Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) hat in ihrer Opinion 2025 zu Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungsrisiken (ML/TF) eindringlich vor einem sorglosen Einsatz innovativer Compliance-Tools gewarnt. Obwohl RegTech– und KI-Lösungen enormes Potenzial zur Effizienzsteigerung in der Geldwäscheprävention bieten, können sie – falsch angewendet – selbst neue Risiken schaffen.

Laut EBA gingen über die Hälfte aller schwerwiegenden Compliance-Verstöße in den vergangenen zwei Jahren auf den unsachgemäßen Einsatz von RegTech-Anwendungen zurück. Der Grund: Mangelnde Fachkenntnis, fehlende Governance-Strukturen und ein zu starkes Vertrauen in automatisierte Entscheidungen.


Wenn Technologie zur Schwachstelle wird

Viele Finanzinstitute, insbesondere FinTechs und Zahlungsdienstleister, setzen auf automatisierte KYC-, Monitoring- und Screening-Systeme, um Compliance-Prozesse zu beschleunigen. Doch ohne klare Modellvalidierung, Datenqualitätsprüfungen und „Human in the Loop“-Kontrollen können sich Fehlentscheidungen und Blind Spots schnell häufen.

Die EBA mahnt:

„Automation ersetzt kein wirksames Risikomanagement.“

Ein sorgloser Umgang mit KI-basierten Compliance-Produkten kann daher nicht nur zu Aufsichtsmaßnahmen und Bußgeldern führen, sondern auch zu einem Reputationsschaden – insbesondere, wenn verdächtige Transaktionen unentdeckt bleiben oder Sanktionen nicht korrekt umgesetzt werden.


RegTech: Chancen nutzen, Risiken beherrschen

Der richtige Einsatz innovativer Compliance-Produkte erfordert:

  • Governance und Verantwortlichkeiten: Klare Zuweisung von Zuständigkeiten zwischen Fachbereichen, IT und Compliance.
  • Model Validation: Regelmäßige Überprüfung und Dokumentation von KI-Algorithmen, Schwellenwerten und Datenmodellen.
  • Explainable AI: Nachvollziehbarkeit automatisierter Entscheidungen – zentral für Aufsichtsprüfungen und interne Audits.
  • Menschliche Kontrolle: Automatisierung nur dort, wo Risiko und Datenlage es erlauben.

Aufsicht und Standards werden strenger

Künftig müssen Banken, Versicherungen, Kapitalverwaltungsgesellschaften und Zahlungsdienstleister KI- und RegTech-Anwendungen risikobasiert steuern und dokumentieren.

Wer frühzeitig investiert, Schulungen durchführt und klare Kontrollmechanismen etabliert, kann die Potenziale von KI nutzen – ohne regulatorische Risiken einzugehen.


Innovative Compliance-Technologien sind kein Selbstläufer. Die EBA warnt klar: Wer Wachstum vor Governance stellt, öffnet Tür und Tor für Finanzkriminalität.
Nur ein durchdachtes Zusammenspiel aus Technologie, menschlicher Expertise und aufsichtsrechtlicher Klarheit schafft echte Resilienz.

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